Fünf Jahre nach Unglück: Transrapid in Deutschland vor dem Aus

Beim Transrapid-Unglück auf der Teststrecke in Lathen kamen 23 Menschen ums Leben.
Lathen. Fünf Jahre nach dem Transrapid-Unglück im Emsland am 22. September 2006 scheinen die Tage des Magnetschwebebahn sowie der Teststrecke endgültig gezählt zu sein. Im Entwurf zum Bundeshaushalt 2012 sind laut Verkehrsministerium keine Mittel mehr veranschlagt. Zuvor hatten bereits die Entwickler Siemens und ThyssenKrupp mitgeteilt, dass sie die Versuchsanlage für verzichtbar halten. In der Region sieht man das mit gemischten Gefühlen. Seit etwa 30 Jahren ist der Ort Lathen im niedersächsischen Emsland mit dem Transrapid verbunden. Noch heute steht auf der Homepage der Gemeinde der Hinweis, der Ort sei „weltweit bekannt durch die Magnetschwebebahn Transrapid“. Mit dem Unglück am 22. September 2006, das 23 Tote forderte, wussten das plötzlich nicht zur zufällige Besucher der Seite, sondern tatsächlich die ganze Welt. .
Gemeindebürgermeister Karl-Heinz Weber (CDU) sieht das prophezeite Ende der Teststrecke nüchtern. „Wie alles im Leben ist auch die Versuchsanlage zeitlich begrenzt“, sagt er. Noch in diesen Jahr rollt wohl der letzte Zug auf der Teststrecke.
An der Teststrecke herrscht derweil fünf Jahre nach dem Unglück eine fast schon gespenstische Atmosphäre. Wo früher mehr als eine halbe Million Besucher mit dem Transrapid ihre Runden drehten, ist es still geworden. Touristenfahrten sind seit dem Unglück nicht mehr erlaubt, dennoch hat das Besucherzentrum weiterhin täglich geöffnet. Das neue Transrapid-Modell TR 09 darf zwar fahren, tut es aber nur noch selten. Gänzlich menschenleer ist eine Originalsektion des Modells TR 07, das bis 1999 zehn Jahre im Einsatz war. „In dieser Zeit schwebte er fast 558.000 Kilometer“, ist auf einer Schautafel vor dem schon leicht verwitterten Ausstellungsstück zu lesen. Die beiden Fahrdienstleiter sind im März zu Bewährungsstrafen verurteilt worden - ein weiterer Schlusspunkt für den Transrapid. Das Unglück scheint der Anfang vom Ende dieser einst als Vorzeigeobjekt deutscher Ingenieurskunst gepriesenen Technologie zu sein.

In Deutschland wurde die Technik als zu teuer kritisiert, in China ist der Transrapid eine Erfolgsgeschichte.
Dabei gilt der Schwebezug seinen Befürwortern als das perfekte Verkehrsmittel: Der Transrapid schwebt ohne Räder auf einem Magnetfeld, kann praktisch nicht entgleisen, kann bauartbedingt nicht mit anderen Magnetzügen kollidieren - die Züge bewegen sich synchron, das heißt mit gleicher Geschwindigkeit und in gleicher Richtung - und könnte theoretisch mehr als 500 Kilometer in der Stunde schnell sein.
Kritikern war die Technik aber stets zu teuer. Daran konnten auch prominente Befürworter aus der Politik nichts ändern. Spätestens seit dem Scheitern der Verbindung zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt im Jahr 2008 stand die Technik in Deutschland endgültig auf dem Abstellgleis.
Bislang fährt der Zug nur in Shanghai. Theoretisch ist er derzeit für Projekte in Brasilien und für die besagte Route auf Teneriffa im Rennen. Aber welche Chancen die Technik dort hat, dazu will sich niemand so recht äußern. Kritiker wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) werfen jedenfalls dem Hersteller-Konsortium aus ThyssenKrupp und Siemens vor, den Transrapid zu zögerlich zu vermarkten. „Am Ende bauen dann die Chinesen den Transrapid auf Teneriffa“ - Einen Satz wie diesen hört man häufig bei Gesprächen im Emsland.


Es gab den Versuch des Landkreises, die Testanlage als ein Versuchszentrum für Elektromobilität weiterzuführen. Seit vergangenem Dezember sei diese Idee aber vom Tisch, sagt Landrat Hermann Bröring (CDU), der um den Erhalt der Teststrecke gekämpft hat. Nun habe der Anlagenbetreiber IABG ein eigenes Rückbaukonzept eingereicht und hoffe, „gesondert davon irgendwie ein bisschen Elektromobilität zu machen“, sagt Bröring. Von der IABG gibt es derzeit zum Thema Teststrecke keinen Kommentar.





