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HondurasDie Schönheitskönigin und die Gewaltspirale

Gewalt gehört in Honduras zum traurigen Alltag. Nun hat der Mord an der Schönheitskönigin Maria José Alvarado ein neues Schlaglicht auf die Missstände im Land geworfen. Sie sollte am „Miss-World“-Wettbewerb teilnehmen. 24.11.2014 - 11:22 Uhr Artikel anhören

Santa Barbara. Wäre sie keine Schönheitskönigin gewesen, wäre der Mord an Maria José Alvarado wahrscheinlich schnell zu den Akten gelegt worden. Ein Mord unter vielen in Honduras, einem der Länder mit der höchsten Kriminalitätsrate weltweit. In zahlreichen Fällen drehen sich die Tatmotive ums Drogengeschäft, doch häufig werden auch Unbeteiligte Opfer von Gewalt.

Der Mord an Alvarado war eine Beziehungstat. Aber viele Menschen sind der Ansicht, dass das Verbrechen eine Folge der von Aggressivität und Gewalt geprägten Atmosphäre in der Umgebung von Santa Barbara ist, durch die eine der wichtigsten Routen des Kokainschmuggels führt.

„Diese Region ist durchtränkt mit der Narcocultura, in der das Bild eines Mannes vorherrscht, der ein dickes Auto fährt, trinkt, Drogen nimmt und bewaffnet ist – ein Böser“, sagt José Luis Mejia, Direktor der Technischen Universität in Santa Barbara, an der Maria Alvarado studiert hat. „Eine Kultur von Gewalt und Tod.“

Als „Miss Honduras“ hätte die 19-jährige Maria Alvarado Mitte Dezember ihr Land bei der Wahl der „Miss World“ in London vertreten sollen. Nur deshalb, glaubt Mejia, sei die Polizei dem Fall intensiver nachgegangen. „Sie hätten sonst gesagt, was sie immer sagen: Es sei eine Abrechnung zwischen Drogenhändlern gewesen. Sie hätten sich nicht einmal bemüht, den Täter zu finden.“

Maria Alvarado und ihre Schwester Sofia wurden offenbar von Sofias Freund Plutarco Ruiz erschossen. Der Polizei zufolge gestand er, die beiden getötet zu haben. Das Motiv sei Eifersucht gewesen; Sofia habe auf einer Party mit einem anderen Mann getanzt. Die Leichen vergrub er in der Nähe eines Flusses.

Der Familie der beiden jungen Frauen erzählte er am Tag drauf, die zwei hätten die Party mit anderen Leuten verlassen. Nach Tagen gestand er die Tat schließlich und führte die Polizei zu den Leichen.

Ein Großteil der Bevölkerung gehe davon aus, dass die Polizei Ruiz erst nach einigen Tagen vernommen habe, um ihm die Gelegenheit zur Flucht zu geben, berichtet der Bürgermeister von Santa Barbara, Juan Alvarado (der trotz Namensgleichheit mit dem Opfer nicht verwandt ist). „Aber er hat sich so sicher gefühlt, dass er nicht geflüchtet ist und darauf vertraut hat, dass er nicht festgenommen wird.“

Maria war die jüngste dreier Schwestern und nahm seit ihrem 13. Lebensjahr an Schönheitswettbewerben teil. Ihre Freunde beschreiben sie als großzügig und freundlich. „Ihr Erfolg war unser Erfolg“, sagt Ludin Reyes, eine Kommilitonin. „Wir waren Freunde und Fans.“ Während Maria ihren Weg ging, war ihre Schwester Sofia weniger erfolgreich.

Die Schule, in der sie arbeitete, wurde geschlossen, ihr Freund wurde im vergangenen Jahr getötet. Dann kam sie mit Ruiz zusammen, einem Mann, von dem bekannt war, dass er und seine Familie mit Drogenhandel zu tun hatten.

„Plutarco Ruiz ist eine gewalttätige Person mit einem schlechten Charakter, der seine Probleme mit der Waffe löst“, erklärte Generalleutnant Ramon Castillo, als Vertreter des Militärs in Santa Barbara für Sicherheit zuständig. Warum Maria ihre Schwester am fraglichen Abend zu der Party – Ruiz feierte seinen Geburtstag – begleitete, können ihre Freunde nicht verstehen. Sie bewunderte ihre ältere Schwester und wollte sie möglicherweise nicht alleine lassen, mutmaßen sie.

Vor dem „Miss-World“-Wettbewerb hatte sich Maria mit der Gewalt und Kriminalität in Honduras besonders intensiv auseinandergesetzt. Sie ging davon aus, dass ihr in London dazu Fragen gestellt werden würden. Um gut vorbereitet zu sein, nahm sie sich einen Lehrer, den Philosophieprofessor José Eudaldo Diaz.

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„Sie wusste, dass es Fragen geben wird zu Gewalt und der Sicherheitslage, denn diese Probleme sind das, was die Welt über Honduras weiß“, sagt Diaz. „Und sie wollte erklären, dass sie dazu beitragen wolle, aus Honduras ein Land zu machen, in dem Kinder ohne Todesangst auf die Straße gehen könnten.“

ap
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