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Alte MeisterIm Schatten alter Bäume

Romantische Landschaftsmalerei steht im Mittelpunkt der Herbstofferte im Kölner Auktionshaus Van Ham. Neben Werken einschlägiger deutscher Malerschulen ragen einzelne niederländische und skandinavische Werke aus dem Angebot heraus.Christiane Fricke 05.11.2013 - 15:34 Uhr Artikel anhören

Louis Apol: "Winterwald", Öl auf Leinwand, wird bei Van Ham für geschätzte 12.000 bis 15.000 Euro aufgerufen. (Ausschnitt)

Foto: Handelsblatt

Köln. Van Ham wartet in diesem Herbst wieder einmal mit einer stark gewichteten Offerte an Malerei des 19. Jahrhunderts auf. Dabei spekuliert das an der oberen Latte der Schätzpreise angesiedelte Spätwerk des russischen Impressionisten Konstantin Alekseewich Korowin vermutlich eher auf eine kaufkräftige russische Käuferklientel. 80.000 bis 100.000 Euro sind für das kontrastreiche, in einigen Details recht großzügig gepinselte Damenbildnis jetzt angesetzt, deutlich weniger als die noch im Katalog ausgewiesenen 100.000 bis 150.000 Euro

Mit internationalem Interesse darf das Kölner Auktionshaus auch im Falle des dänischen Landschaftsmalers Peder Monsted rechnen. Insbesondere britische und amerikanische Sammler sind für die anziehenden Preise der letzten Jahre verantwortlich, was wiederum vermehrte Einlieferungen auf den Plan ruft. Nach den reizvollen kleinformatigen Ölstudien vom Frühjahr 2013 appellieren nun drei mit Liebe zum Detail gemalte Wasserlandschaften an die Liebhaber skandinavischer Malerei, darunter ein frisches Küstenpanorama aus dem Alterswerk, für das recht ehrgeizige 40.000 bis 50.000 Euro erwartet werden.

Jan van Goyens "Eine mächtige alte Wettereiche", aus der Sammlung F. Victor Rolff, aufgerufen bei Van Ham, November 2013 (Ausschnitt)

Foto: Handelsblatt

Überhaupt hat Van Ham das Feld in Sachen romantischer Landschaftsmalerei gut bestellt. Vor allem in den günstigeren Preislagen sind hier Entdeckungen zu machen, wenn die Erhaltung stimmt: etwa eine von verstreuten Felsbrocken und großen alten Bäumen akzentuierte „Landschaft mit Ziegenhirten“ von Johann Wilhelm Schirmer, die möglicherweise in den 1830er-Jahren entstand und bis 9.000 Euro kosten soll.

Bestürzende Raubkunstgeschichte

Die bereits im Mai für 2.000 bis 3.000 Euro angebotene Ölstudie einer skandinavischen Landschaft von Andreas Achenbach wurde zwischenzeitlich dem heute in Montreal angesiedelten Nachlass des jüdischen Kunsthändlers Max Sterns restituiert. Die Geschichte hat bestürzende Dimensionen. Denn nur sechs von den 1937 unter Zwang veräußerten 228 Werken aus dem Besitz des ehemals in Düsseldorf ansässigen Händlers wurden zurückgegeben, darunter nun erstmals eines direkt vom Kunsthandel. Mit Einverständnis der Erben des Kunsthändlers Jacques Goudstikker kommt dafür aber das erst jüngst restituierte, Allaet van Everdingen zugeschriebene Gemälde „Gebirgslandschaft mit Wasserfall“ nebst zwei weiteren Werken aus der Goudstikker-Sammlung zum Aufruf (Taxe 4.000 bis 6.000 Euro).

Otto Antoines Ölgemälde "Im Fesselballon über den Vogesen" aus der Sammlung Rolff kommt bei Van Ham für 2.500 bis 3.000 Euro zum Aufruf. (Ausschnitt)

Foto: Handelsblatt

Genauer hinzuschauen lohnt sich bei den zu Schätzpreisen ab 2.000 Euro angebotenen Werken Dresdener Romantiker wie Karl Christian Sparmann, Robert Kummer oder Johann Anton Castell. Ernst Ferdinand Oehmes Ölstudie einer Moritzburger Parklandschaft ist für 12.000 bis 15.000 Euro auch von kunsthistorischem Interesse. Unter den niederländischen Malern dürfte ein atmosphärischer „Winterwald“ von Louis Apol Potential deutlich über der Taxe von 12.000 bis 15.000 Euro haben. Damit rechnet auch Lempertz im Falle seiner impressionistischen Winterlandschaft für 18.000 bis 20.000 Euro. Für ein ähnliches Motiv erzielte Van Ham im Mai 2009 den Rekordpreis von 55.000 Euro (ohne Aufgeld).

Alte Wettereiche

Bei den Altmeistern führt ein an erzählerischen Details reiches Historienbild von Cornelis de Vos für 70.000 bis 100.000 Euro das Angebot an. Das Bild hat auch koloristisch einiges zu bieten. Allerdings hält es der Kunsthistoriker Justus Müller-Hofstede für das Erzeugnis eines Werkstattbetriebes, in dem nicht ausschließlich die Hand des Meisters zu finden ist.

Ein beeindruckendes Porträt einer mächtigen alten Wettereiche gelang Jan van Goyen als 36-Jähriger (40.000 bis 60.000 Euro). Sie stammt aus dem Besitz des rheinischen Bergwerksunternehmers Victor Rolff (1934-2012), dessen eklektizistischer Kunstbesitz nun bei Van Ham zu Gunsten seiner gemeinnützigen Stiftung unter den Hammer kommt. Aus der Einrichtung seiner Burg Gladbach (bei Düren) dürften vor allem einige kunstgewerbliche Stücke Aufmerksamkeit erregen, die Rolff einst bei Gierhards in Düsseldorf und dem kürzlich verstorbenen Kunsthändler Albrecht Neuhaus in Würzburg erstand. Neuhaus-Provenienz hat etwa die bronzevergoldete große Wanduhr, deren reich bewegtes Formensprache als Meisterleistung des Uhrmachers François Viger gilt (Taxe 20.000 bis 25.000 Euro).

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Vorbesichtigung: 8 bis 12. November 2013

Auktionen: 14. (Schmuck, Uhren), 15. (Alte Kunst), 15. und 16. (Sammlung Rolff) und 16. November 2013 (Europäisches Kunstgewerbe)

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