1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Asiatika: Millionen für einen koreanischen Mond-Krug

AsiatikaMillionen für einen Mond-Krug aus Korea

Die Asiatika-Auktionen von Sotheby‘s und Christie‘s in New York profitieren von spendablen Sammlern. Anhaltende Nachfrage gilt traditioneller Keramik aus Korea. Ein zweiter Trend sind die Klassiker moderner Malerei aus Indien.Barbara Kutscher 27.09.2023 - 19:43 Uhr Artikel anhören

So hell und unvollständig wie der Mond sei diese koreanische Keramik des 17. Jahrhunderts, loben Kenner. Sie erzielte 3,6 Millionen Dollar.

Foto: Sotheby's

New York. Es ist das erste Mal in meinen über zehn Jahren bei Sotheby’s, dass ein koreanisches Objekt Starlos der Asiatika-Woche ist“, sagt Angela McAteer, internationale Chefin der Abteilung „Chinese Works of Art“ des Hauses. Der Satz fällt bei einem Rundgang anlässlich der Herbstausgabe der New Yorker Asia Week. Diese Pflichtveranstaltung für Sammlerinnen, Sammler und Händler fand in Galerien und Auktionshäusern zwischen 18. und 22. September statt.

Eine japanische Privatsammlung hatte einen sogenannten „Moon Jar“, Dalhangari ist der Fachbegriff, aus dem späten 17. oder frühen 18. Jahrhundert eingeliefert. Koreanische Keramik macht sich inzwischen rar in New York. Doch bereits die erste Tranche einer online versteigerten Sammlung koreanischer Keramik im vergangenen September offenbarte eine „wirklich interessante Marktdynamik“, so McAteer. 

Moon Jars sind eine sehr seltene Form koreanischer Porzellankunst. Sie wurden zuerst unter König Sukjong — er regierte zwischen 1674 und 1720 — aus der Joseon-Dynastie populär. Sie fielen nach dem frühen 18. Jahrhundert jedoch in Vergessenheit, bis das schlichte Design im 20. Jahrhundert von japanischen Sammlern und internationalen Künstlern, darunter auch britischen Studiokeramikern, wiederentdeckt wurde.

Den Namen Mondkrug bekam die aus zwei halbkugelförmigen Schalen zusammengesetzten Vorratsgefäße mit milchig weißer Glasur erst später: „So hell wie der Vollmond, aber mit dem Charme, etwas unvollständig zu sein, ganz wie der Mond am 13. oder 17. Tag“, begeisterte sich einmal der koreanische Keramikspezialist Chung Yangmo. Heute faszinieren die Stücke eine globale Sammlerschaft.

Ein besonders qualitätvolles Exemplar mit einer Schätzung von 1 bis 2 Millionen Dollar, ebenfalls aus japanischem Besitz, hatte noch im März bei Christie’s den Rekord von 4,6 Millionen Dollar mit Aufgeld eingefahren. Nun bot Sotheby’s am 19. September ein 45 Zentimeter hohes Gefäß, eines der größten bekannten, in einer eigenen Auktion mit der unveröffentlichten Taxe von über 3 Millionen Dollar an. Nach fünf Minuten sauste der Hammer bei 2,9 Millionen Dollar nieder. Der siegreiche Telefonanbieter schuldet Christie‘s mit Aufgeld 3,6 Millionen Dollar. 

Das Paar gelbgrundiger „Tihedian“-Schalen mit grauen Pfingstrosen aus der Levy Sammlung wurde für 165.100 Dollar versteigert

Foto: Sotheby's

Chinesische Antiken, und da vor allem Porzellan, dominierten wieder das gute Dutzend von Asiatika-Auktionen bei vier New Yorker Versteigerern. „Der Markt war in dieser Saison anspruchsvoll und selektiv, konzentrierte sich auf Werke mit guter Provenienz und attraktiver Schätzung“, resümiert McAteer. Bisher vernachlässigte Randgebiete, wie Porzellan der späten Qing-Dynastie, erhielten allerdings Auftrieb.

So schnitten die 72 Lose aus der Sammlung der im November 2021 verstorbenen Kalifornierin Barbara Jean Levy außergewöhnlich gut ab. Dank eines wiedererwachten Interesses an der Periode in China wurden, bis auf zwei, alle zugeschlagen und brachten insgesamt 5,2 Millionen Dollar ein. Levy suchte vor allem in den 1990ern auf Auktionen in Europa und Hongkong nach Porzellan, das unter der einflussreichen „Kaiserinwitwe“ und Regentin Cixi (1835-1908) entstanden war.

>>Lesen Sie hier: Asia Week New York: Der Enthusiasmus ist zurück

Cixi bemühte sich um Wiederherstellung der zerstörten kaiserlichen Brennöfen und gab qualitätvolles Porzellan mit neuen, lieblichen Farbkombinationen und floralem Dekor in Auftrag. Vor allem Levys beharrliche Bemühungen um das anlässlich der Hochzeit von Cixis Sohn, Kaiser Tongzhi, im Jahr 1872 entstandene Service mit goldenen Drachen und Phönixen auf korallenrotem Grund zahlten sich aus.

In jahrelanger Suche konnte Barbara Jean Levy immerhin 32 Teile aufspüren, die jetzt zu 342.900 Dollar einen Abnehmer fanden. Die Schätzung hierfür hatte bei 40.000 bis 60.000 Dollar gelegen. Ein Paar gelbgrundiger, mit Pfingstrosen in Grautönen dekorierte Fischtöpfe aus der Guangxu-Periode der Jahre um 1885 sprang von der Mindesterwartung von 60.000 Dollar auch auf stattliche 165.100 Dollar. 

Kunstkriminalität

Kölner Porzellanraub: Einladung für Diebe?

Sehr erfolgreich schnitt auch Sotheby’s Online-Auktion von raren Fotos und Briefen Mao Tse-Tungs ab. Eingeliefert hatten sie die Erben des hochrangigen militärischen Beobachters Evans Carlsons, der bereits 1947 gestorben war. Er hatte den Gründer der Volksrepublik China auf dem Langen Marsch nach Yan’an begleitet.

Das einzige je zur Versteigerung gelangte signierte Foto Maos mit Widmung an Evans (etwa 1937), sprang nicht überraschend auf hohe 508.000 Dollar, das Zehnfacher der mittleren Schätzung. Dieselbe Summe forderte auch Maos kalligraphierter Brief, in dem er sich bei Carlson für Zigaretten bedankt. 

Unvermindert stark zeigt sich dagegen der Markt für südostasiatische Moderne und Zeitgenossen, die in dieser Saison nur von Christie’s angeboten wurden. Hier wurden von 84 angebotenen Gemälden nur drei nicht akzeptiert und eingehämmerte 11 Millionen Dollar inklusive Aufgeld schossen weit über höchstens erwartete 6,8 Millionen Dollar hinaus.

Vor neuem Wachstumszyklus für indische Kunst

An der Spitze bestätigte sich bei 1,3 Millionen Dollar Maqbool Fida Husains monumentales Gemälde „Untitled (Naga)“, um 1971 in einer Palette von Brauntönen gemalt. Eingeliefert hatten die Erben des New Yorker Verlegers Harry N. Abrams, ein enger Freund des Künstlers und Herausgeber seiner ersten Monografie.

„Der Markt für indische Kunst steht an der Schwelle eines neuen Wachstumszyklus’“, beobachtet Anuradha Ghosh-Mazumdar, die zuletzt Sotheby’s New Yorker Abteilung Indian & Southeast Asian Art leitete und heute als Kunstberaterin tätig ist.

Verwandte Themen USA

Die immer seltener werdenden Blue-Chips der modernen Meister durchbrechen nun die Sechs-Millionen-Dollar-Marke, dabei stellen fast ausschließlich Inder die neuen Käufer. Und bedenkt man die im Sommer bei indischen Auktionshäusern in New Delhi und Mumbai erzielten Rekorde, scheint es durchaus möglich, dass künftig die Preistrends in dieser Kategorie nicht mehr ausschließlich in London oder New York gesetzt werden. 

Mehr: Ergebnisse der Asiatika-Auktionen: Nur die Spitze zählt

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt