Ketterer-Auktion: Zwischen Zurückhaltung und Top-Zuschlägen

München, Düsseldorf. Berthold und Else Beitz sind gut beraten worden, als sie vor Jahrzehnten Kunst des Expressionismus erwarben. Am heutigen Freitagabend machte Auktionator Robert Ketterer über 6 Millionen Euro Umsatz mit nur vier Werken aus der Essener Sammlung des ehemaligen Managers und Aufsichtsratsvorsitzenden von Krupp.
Das alles überstrahlende Hauptwerk in Ketterers Abendversteigerung war das Clowns-Bild, das Max Beckmann kurz vor seinem Tod gemalt hatte. Auf 1,4 bis 1,8 Millionen Euro moderat geschätzt, fiel der Hammer bei 3 Millionen Euro. Mit Aufgeld kostet das theatralische Hochformat, das das Leben des Künstlers als Clown verhandelt, 3.678.000 Euro.
Damit liegt Mitbewerber Grisebach in Sachen Beckmann ungeschlagen vorn. Hier hatte Markus Krause für das Strandbild mit Ehefrau Quappi 5,4 Millionen Euro herausgeholt.
Die „Fischer“ von Schmidt-Rottluff aus der Beitz-Sammlung kamen auf brutto 635.000 Euro, Noldes „Seebüllhof“ auf 914.000 Euro und Noldes packendes Frauenbildnis auf 825.000 Euro. Die Beitz-Einlieferung hat den Abend in jedem Sinne bereichert. Die Käufer wussten das zu schätzen.
Von den übrigen angebotenen Expressionisten holte noch das „Oberstdorf“-Gemälde von Alexej Jawlensky aus der bekannten Sammlung Gerlinger mit 1.076.500 Euro einen Zuschlag über der magischen Millionen-Schwelle. Die übrigen Topzuschläge gelten der diesmal deutlicher vertretenen Nachkriegskunst.

Kenneth Nolands V-förmige Abstraktion „Via Media (Suddenly)“ wurde bei 1,4 Millionen Euro zugeschlagen. Den Erlös gewährte ein Saalbieter im Auftrag einer amerikanischen Privatsammlung, wie das Handelsblatt erfuhr. Robert Rymans weißes Lack-Bild „General 52“ x 52““ erzielte 1,3 Millionen Euro. Piero Manzonis vernähte, weiß gekalkte Leinwand „Achrome" erreichte lediglich die untere Taxe. Der Hammer fiel bei 400.000 Euro.
Bei der deutschen Kunst nach 1945 begeisterte Ernst Wilhelm Nays leuchtende Leinwand „Sonnenzirkel" von 1956. Das aus der Serien der Scheibenbilder stammende Gemälde wurde von taxierten 400.000 auf brutto 889.000 Euro hochgesteigert.
Alles in allem beachtliche Ergebnisse in einer weltpolitisch und ökonomisch angespannten Lage. Robert Ketterer kämpfte mit Geduld und Witz um die Gebote. Doch die Holz-Collage von Alberto Burri „Legno P1“, die um eine Million hätte bringen sollen, ging zurück. Auch mindestens acht weitere, tiefer getaxte Werke fanden keine Käufer. Das ist typisch für diese Saison und deutlich weniger als bei den Mitbewerbern.

Dass der Kunstkauf derzeit Zurückhaltung erfährt, spiegelten auch die Erlöse für Imi Knoebel und Katharina Grosse wider. Knoebels sechs-teilige Arbeit „Kadmiumrot(R 1-6)“ wechselte zur unteren Taxe bei einem Hammerpreis von 150.000 in neue Hände. Beim selben Gebot fiel der Zuschlag für Grosses monumentale Leinwand mit spiralförmigen Schleifen in Regenbogenfarben.
Insgesamt drückt die gedämpfte Kauflaune der Kunstfreunde die Bilanz von Ketterers Jubiläumsauktion, 70 Jahre nach der Gründung des Familienunternehmens.
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