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MesseberichtMuskelspiele 
in New York

Am vergangenen Wochenende liefen in der Ostküstenmetropole zahlreiche Kunstmessen, darunter die Schwergewichte „Frieze“ und „Tefaf“. Es herrschte starke Nachfrage auf jedem Preisniveau.Barbara Kutscher 15.05.2025 - 16:05 Uhr Artikel anhören
Jeff Koons „Hulk (Tubas)“: Gagosian konnte die Plastik auf der „Frieze New York“ verkaufen – angeblich für drei Millionen Dollar. Foto: © Jeff Koons / Marvel; Foto Maris Hutchinson; Courtesy Gagosian

New York. Die drei grell-grünen „Hulk Elvis“-Bronzen von Jeff Koons am Stand der Gagosian Gallery wirkten auf die Besucher der „Frieze New York“ wie Magnete. Die Plastik „Hulk (Tubas)“ aus diesem Trio wurde weitergereicht – angeblich bei drei Millionen Dollar. Für Koons verkörpern seine testosterongeladenen Kraftprotze „Wächter und Beschützer, die gleichzeitig aber auch zerstören könnten“. Ließ der angeschlagene Kunstmarkt auf der Messe, die am vergangenen Sonntag zu Ende ging, auch endlich wieder seine Muskeln spielen? Ein überraschend enthusiastisches Publikum strömte jedenfalls am VIP-Tag durch die Gänge des Kulturzentrums The Shed in Hudson Yards. Und Marc Payot, Präsident der Galerie Hauser & Wirth, vermeldete am frühen Nachmittag bereits 25 Verkäufe: „Wir sehen jetzt ein noch stärkeres Engagement von Sammlern, Kuratoren und Institutionen“, so Payot. Dies bestätigten auch einige andere der insgesamt 65 Aussteller, darunter Andrew Hamilton, Partner bei der Glasgower Galerie The Modern Institute: „Bisher ist es gut gelaufen, besser als im vergangenen Jahr“, sagte er. Starke Nachfrage auf jedem Preisniveau und Besucher aus 60 Ländern – so das Fazit nach Messeschluss.

Zu den Trends gehörten große Plastiken und Textilkunst. Bei der New Yorker Galerie Tina Kim etwa überzeugten Webarbeiten der 95-jährigen Südkoreanerin Lee ShinJa, die bis zu 270.000 Dollar kosteten. Das kalifornische Berkeley Art Museum & Pacific Archive (BAMPFA) wird der Künstlerin im Sommer eine erste nordamerikanische Retrospektive ausrichten. Bei Proyector Ultravioleta aus Guatemala City beeindruckten sieben südamerikanische Textilkünstler, einige von ihnen indigen.

Messen für jeden Geschmack

Über ein Dutzend Messen liefen am vergangenen Wochenende in New York, die sich nicht, wie bisher üblich, über zwei Wochen ausdehnten, sondern auf nur wenige Tage konzentrierten. Sie bedienten fast jeden Geschmack, und es gab viel zu entdecken. Auf der elften Ausgabe der „Tefaf New York“, die am 13. Mai zu Ende ging, überschritten die Preise sehr häufig die Millionen-Dollar-Marke. Bei Wienerroither & Kohlbacher aus Wien hing wieder Gustav Klimts Porträt des ghanaischen Prinzen William Nii Nortey Dowuona aus dem Jahr 1897, das bereits im März auf der „Tefaf Maastricht“ für 15 Millionen Euro der Blickfang war. Es sei immer noch für ein großes Museum reserviert, bestätigte Ebi Kohlbacher, die Verhandlungen zögen sich aber hin. 91 internationale Händler aus 13 Ländern zeigten in der luxuriös dekorierten historischen Park Avenue Armory wie gewohnt jurierte Bluechip-Kunst, dazu Design, Antiken und Schmuck. Anders als in Maastricht spielen in New York die Zeitgenossen die Hauptrolle.

Daniel Richters „Halteinelend“: Das Gemälde wurde bei Ropac auf der „Tefaf New York“ im mittleren sechsstelligen Bereich abgesetzt. Foto: © Daniel Richter / VG Bildkunst; Courtesy Thaddaeus Ropac; Foto Eric Tschernow

Einige ganz junge Künstler trotzten in Soloshows der gedämpft-eleganten Atmosphäre. Bei Sprüth Magers begeisterten neue Zeichnungen und Bronzereliefs der angesagten deutschen Performancekünstlerin Anne Imhof, vier Arbeiten wurden direkt am Eröffnungstag in europäische und amerikanische Sammlungen abgegeben. Gladstone hatte die Wände dicht an dicht mit frühen Zeichnungen von George Condo aus der Mitte der 1980er-Jahre gepflastert, über 45 Blätter wurden schnell verkauft. Aufsehen erregten auch drei Großformate Daniel Richters mit anthropomorphen Figuren auf stark farbigem Hintergrund. Thaddaeus Ropac konnte sie alle im mittleren sechsstelligen Bereich weiterreichen. Bestechend war auch die kleine Retrospektive der 2022 verstorbenen Bildhauerin Lee Bontecou, die mit Industriematerialien arbeitete. Marc Selvyn aus Los Angeles und Ales Ortuzar aus New York stemmten die Schau gemeinsam. Hier imponierte eine raumgreifende hängende Plastik, die mehr als acht Millionen Dollar kostete. Auch sie war am Sonntag reserviert.

Welchen Einfluss hatten die Importzölle?

Bedenken, dass sich die im April von der US-Regierung verhängten Importzölle auf das Angebot auswirken könnten, bestätigten sich auf den ersten Blick nicht. Gemälde und Skulpturen sind als „Informational Materials“ ohnehin ausgenommen, nicht jedoch Möbel. Aussteller in dem mit über 15 Teilnehmern stark besetzten Design-Segment konnten sich mit einer „vorübergehenden Einfuhr unter Zollverschluss“ behelfen. „Egal, ob wir unsere Objekte hier verkaufen oder nicht, wir müssen sie wieder zurück nach Frankreich schicken“, klagte ein europäischer Händler über die seit der Pandemie enorm gestiegenen Frachtkosten.

Immer wichtiger wird es für die Messe, die nächste Sammlergeneration zu engagieren. „Oft finden sie den Einstieg über Design oder eine starke Bindung an einen Künstler“, weiß Leanne Jagtiani, Direktorin der Tefaf New York. „In New York konzentrieren wir unsere Bemühungen zur Zielgruppenentwicklung auch auf Innenarchitekten, wir kennen ihre wichtige Rolle als Berater für Sammler und insbesondere für angehende Sammler.“ So bezauberten direkt neben dem Eingang zur Exerzierhalle mit Strohmarketerie furnierte Wände mit Doppeltüren, die die Galerie Jacques Lacoste aus einer Villa bei Paris retten konnte und für 3,6 Millionen Dollar anbot. Der einflussreiche Art-déco-Möbeldesigner Jean-Michel Frank hatte die alte Technik um 1929 für den Musiksalon der Prinzessin Winnaretta de Polignac Singer wiederbelebt.

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