Nach Wagenknecht-Sendung: Alle gegen Lanz

Sendung des Anstoßes: Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht bei „Markus Lanz“.
Foto: ZDF/Screenshot
Markus Lanz ist ein Linker. Er hat das öffentlich-rechtliche ZDF infiltriert. Heimlich über so unverdächtige Sendungen wie „Lanz kocht“ oder später das Dickschiff „Wetten, dass..?“ hat er sich tief ins Herz der als konservativ geltenden Sendeanstalt eingeschlichen und dann zugeschlagen.
Sein Meisterstück war die Talkshow am 16. Januar mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Anders ist nicht zu erklären, warum er die Partei-Vize derart glänzen ließ. Von allen Seiten wurde Wagenknecht für ihre Standhaftigkeit gegenüber dem Lanz'schen Gewitter aus dumm-dreisten Unterbrechungen, seinem oberlehrerhaften Beharren auf abwegigen, pseudo-investigativen Fragen und dem empörten Schulterschluss mit Wut-Journalist Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ gelobt. Besser ins Licht gesetzt war Wagenknecht selten.
Für seine aufopferungsvolle Tat für die deutschen Roten steckt Lanz jetzt mächtig Prügel ein. In der Internet-Petition wächst stündlich die Zahl derer, die fordern „Lanz raus aus meiner Rundfunkgebühr“. Am Donnerstagnachmittag waren es schon mehr als 130.000. Seine offizielle Fanpage bei Facebook hat nicht mal 30.0000. Über die einschlägigen Kanäle – Facebook, Twitter und in den Kommentarbereichen unter den Berichten über Lanz – ergießt sich nicht mehr nur Spott und Hohn, sondern regelrecht Hass. Und Menschen, die sich „wahrlich nicht links“ nennen, ergreifen für Sahra Wagenknecht Partei.
Dass sein Plan so gut funktionieren würde, damit dürfte Lanz nicht gerechnet haben.
Jahrelang hatte der heimliche Linke an seinem Schwiegersohn-Image gebastelt. Er war der Nette, der Besonnene, der Bescheidene, den ein Journalist mal als Beta Male – im Gegensatz zum Alphamann – bezeichnet hat. Heute wissen wir: Alles ein Ablenkungsmanöver. Denn dann, als sich alle in der Gegenwart vom netten Lanz wohl und sicher fühlten, wurde er fies. Denn welcher Schwiegersohn lässt schon sein Gegenüber, gerade wenn es eine Frau ist, nicht ausreden? Den Damen, die ihn gern als Schwiegersohn gehabt hätten, dürfte während des Wagenknecht-Verhörs das Likörgläschen aus der Hand gefallen sein.
Man möchte Lanz fast wünschen, dass genau das sein Plan gewesen ist. Denn der setzt Gradlinigkeit voraus. Aber es ist wohl doch alles viel einfacher.
„Lanz will weg vom Image des netten Kerls“, sagt Kommunikationsberater Wulf-Hinnerk Vauk. „Er ringt mit seinen Gästen anstatt sie zu befragen. Es ist ein Kampf. Und dabei legt er dabei eine solche Dünnhäutigkeit an den Tag, bei der man sich automatisch fragt: Was muss er verstecken?“
Seit der Übernahme von „Wetten, dass..?“ hagelte es Kritik für Lanz. Zu oberflächlich seine Frageweise, zu albern die Spiele, zu anbiedernd seine Kraftmeierei in der Show. Da liegt es nahe, dass Lanz trotzig wurde und mal zeigen wollte: „Ich kann auch anders als nett.“
Das Problem dabei liegt besonders an der Diskrepanz der Ansprüche, die Sender und vermutlich auch er an sich selbst haben: Am Samstagabend muss er für das „Wetten, dass..?“-Publikum weiterhin der nette Schwiegersohn sein, kompatibel fürs Familienfernsehen. Da hat das ZDF auch längst die verlorengegangenen Zuschauer, die Lanz'sche Delle nach unten in den Einschaltquoten, akzeptiert, saß die teils harschen Kritiken aus und ignorierte Spotseiten, wie das Phrasen-Trinkspiel. Und am Samstagabend ist der Zuschauer sowieso etwas gnädiger.
In seiner Talkshow dagegen zielt Lanz auf andere Zuschauer. Ein zwar nicht intellektuelles, aber doch gehobenes Publikum, meist 35- bis 50-Jährige, schaut die Sendung. Und dort will Lanz nicht mehr Schwiegersohn sein. „Aber diese beiden Versionen von Lanz passen nicht zusammen und das merkt der Zuschauer“, sagt Vauk.
Das Geschick eines guten Fragestellers ist es, im Gespräch mit seinem Gegenüber, das Publikum den Mensch erkennen zu lassen, der da sitzt, so dass der Zuschauer ein Gefühl dafür bekommt: Mag ich die Person oder mag ich sie nicht. „Bei Lanz dagegen führte das am Ende dazu, dass man ihn nicht mochte“, sagt Vauk. Es war ein leichter Sieg für Wagenknecht.
Ganz allein hat er diesen unfreiwilligen Coup zum Wohle der deutschen Linken aber wohl nicht hinbekommen: Eine Rolle hat auch der Sender gespielt. Ob die Verantwortlichen Lanz in diese Richtung drängten oder ihn nur gewähren ließen – beide Optionen sind weder schmeichelhaft für den Sender noch für den Moderator.
Vermutlich wollen Lanz und das ZDF auch diesmal die Sache aussitzen, denn der Sender braucht Lanz weiterhin als mediale eierlegende Wollmilchsau. Ob ihnen das allerdings gelingt, bezweifelt Kommunikationscoach Vauk. „Die ,Wetten, dass..?'-Sendung am Samstag könnte seine letzte sein.“




Vauks Rat an Lanz: „Mach mal Pause!“ Denn der Coach selbst betont, nicht zu den Lanz-Hassern zu gehören. „Lanz hat gute Sachen gemacht, etwa seine Reisen in die Arktis, ganz gleich, dass es da auch ums Geld ging. Er wäre ein Mensch, mit dem ich mich privat gern unterhalten würde“, sagt Vauk. In der Talkshow allerdings nicht. „Da sollte jeder, den Lanz so behandelt, aufstehen und gehen.“





