1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Aljoscha setzt seine filigranen Skulpturen als Hoffnungsträger in der Ukraine ein

Projekt HoffnungSkulpturen in politischer Mission

Der Künstler Aljoscha reiste mit filigranen Acryl-Skulpturen in ukrainische Kinder- und Pflegeheime. Zurzeit werden seine Arbeiten in Düsseldorf ausgestellt.Regine Müller 02.06.2022 - 10:11 Uhr Artikel anhören

Der Künstler installierte seine Skulpturen in Schulen, Kinderheimen und Pflegeeinrichtungen in der Ukraine.

Foto: Aljoscha; Galerie Beck & Eggeling

Düsseldorf. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine taucht in den Medien immer wieder ein spektakuläres Foto auf: Es zeigt einen nackten Mann in Rückenansicht vor einer 500 Tonnen schweren Frau aus Stahl mit Schwert und Schild. Er streckt der monumentalen Statue zwei filigrane, transparent-rosafarbene Objekte entgegen, selbstbewusst und zugleich erschreckend verletzlich.

Die Stahlfrau „Mutter Heimat“ steht in Kiew und wurde zum Gedenken an den sowjetischen Sieg im „Vaterländischen Krieg“ errichtet. Der nackte Mann ist der Künstler Aljoscha, der mit seiner künstlerischen Intervention gegen die Kriegsgefahr protestieren wollte. Vergeblich. Wenige Stunden, nachdem das ikonische Foto im Kasten war und sich über Aljoschas 30.000 Follower auf Instagram rasend schnell verbreitete, begann die russische Invasion.

Aljoscha wurde in der Ostukraine als Sohn einer ukrainischen Mutter und eines russischen Vaters geboren. Er lebt und arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in Düsseldorf.

In seiner Wahlheimat Düsseldorf ist Aljoscha derzeit sehr präsent. In der Johanneskirche ist seine raumgreifende Installation „Bioethische Abweichung als Grundprinzip der Paradiesgestaltung“ zu sehen: Wieder sind es zarte rosafarbene Acryl-Objekte, die wie vergrößerte Mikro-Organismen im Kirchenraum schweben und mit schwereloser Schönheit und rätselhaften Formen faszinieren.

Die Galerie Beck & Eggeling in der noblen Düsseldorfer Carlstadt richtet ihm gerade eine Einzelausstellung aus. „Das war schon lange vor dem Krieg geplant, ist also keine direkte Reaktion darauf“, sagt Galerist Michael Beck. „Aber wir zeigen ergänzend auch brandneue Arbeiten, die in den letzten Monaten entstanden sind.“ Die Ausstellung mit dem Titel „Invincible Happiness Not Just For Humans, But For All Sentient Life“ läuft bis 23. Juli.

Blick auf die bei Beck & Eggeling ausgestellten Ölgemälde und Skulpturen. Den Künstler beschäftigen Themen wie die Biologie und die Lehre des Lebens. Insbesondere interessiert er sich für ein utopisches Modell von neuartig erdachten Lebensformen bzw. Lebewesen, den sogenannten Bioismus.

Foto: Galerie Beck & Eggeling

Seit vierzehn Jahren vertritt die Galerie den Künstler, der damals noch völlig unbekannt war. Bei der Düsseldorfer Fotografin Ursula Schulz-Dornburg wurde der Galerist auf deren neuen Mitbewohner aufmerksam und interessierte sich sofort für dessen eigenwillige Formsprache, der er bis heute treu bleibt.

Ursprünglich von der Malerei kommend stehen Bilder noch immer am Anfang jeder seiner künstlerischen Äußerungen. In der Galerie sind neuere Ölbilder zu sehen, überwiegend in Pastelltönen zeigen sie organische Formen, zu denen der Künstler sich von der synthetischen Biologie inspirieren lässt. Ihre Preise liegen zwischen 3000 und 24.000 Euro.

Seltsame Wesen aus Acryl

„Bioismen“ nennt Aljoscha seine in die Zukunft weisende Kunstpraxis, vor allem als skulpturale Objekte entfalten diese seltsamen Wesen einen besonderen Reiz. Schon durch die Materialien Acryl, Silikon oder Aluminium wird ihre Künstlichkeit offenbar, dennoch wirken sie durch ihre Leichtigkeit lebendig und bewegt. Für 1500 bis 45.000 Euro wechseln sie den Eigentümer.

Aljoschas größere Installationen entstehen immer vor Ort, indem er mit der Kombination einzelner Objekte auf die örtlichen Gegebenheiten reagiert.

Die zarte rosafarbene Acryl-Skulptur vermittelt einen Schimmer Schönheit in bedrohter Lage. Die Fotoarbeiten sind Teil der Einzelschau bei Beck & Eggeling.

Foto: Aljoscha; Galerie Beck & Eggeling

Der Künstler engagiert sich politisch nicht erst seit der russischen Invasion in seinem Heimatland. Bereits 2014 setzte er am Maidan Skulpturen in die Schutzwälle. Dennoch hat der Künstler heute auch bei den Ukrainern nicht nur Freunde. „Sein Engagement ist ethisch und nicht nationalistisch motiviert. Außerdem steht er der ukrainischen Geheimpolizei sehr kritisch gegenüber,“ so Michael Beck.

Mit seinen jüngsten Arbeiten betritt Aljoscha neues Terrain: Im Frühjahr reiste er mit seiner Frau Natascha durch die Ukraine und realisierte erneut künstlerische Interventionen. Er installierte Skulpturen in den Räumen von Schulen, Kinderheimen und Pflegeeinrichtungen und dokumentierte die Ergebnisse mit der Fotokamera.

Verwandte Themen Ukraine Russland

„Надiя – Project Hope – Projekt Hoffnung“ nennt sich die Auswahl dieser beeindruckenden Fotos, die nun im Showroom der Galerie zu sehen sind (je 3000 Euro). Sie zeigen nicht nur einen fast schockierenden Kontrast der filigranen Kunstwerke zu ihrer versehrten Umgebung. Sie porträtieren auch ganz unaufgeregt und umso eindrücklicher die Menschen und Pflegekräfte, ihre Blicke zwischen Leere und Hoffnung.

Mehr: Kunstmesse Art Düsseldorf: Ein Hybrid trotzt den Krisen

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt