Tipps für Einsteiger VII: Das Sammeln von Videokunst ist kein Hexenwerk mehr
Düsseldorf. Früher hieß es Videokunst, heute spricht man lieber von Technologiebasierter Kunst. Das Sammelgebiet hat seit der Digitalisierung seinen Schrecken verloren. Es kann sogar historisch in die Tiefe gesammelt werden.
Vor 30 Jahren sprach die Videokunst nur einen kleinen Kreis von Eingeschworenen an. Zu groß erschienen die technischen Hürden, zu schnell alterten die Abspielsysteme, zu unsicher erschien die Chance auf Erhaltung der Arbeit. Doch das Blatt hat sich gewendet. Kunst mit bewegten Bildern zu sammeln ist inzwischen auch für private Sammler kein Hexenwerk mehr. Möglich haben es die Digitalisierung und bezahlbare, hochauflösende Flachbildschirme gemacht, die man sich auch an die Wand hängen kann.
Die Bandbreite des Angebots ist groß, das Preisspektrum überschaubar, dabei wie üblich abhängig vom Renommée der Schöpfer und von der Auflagenhöhe. So bekommt man die jüngsten, mit KI generierten Videos des amerikanischen Altmeisters John Sanborn bei Anita Beckers, Deutschlands Dienstältester Galeristin mit Schwerpunkt auf der Medienkunst, schon für 2800 Euro in einer Edition von zehn Exemplaren.
Selbst historische Videos haben überschaubare Preise
42.000 Euro muss bei Beckers investieren, wer sich – etwas salopp formuliert – einen zeitgenössischen „Mark Rothko“ ins Wohnzimmer hängen möchte. David Canogar hat sich in seinem generativen, großformatigen Videogemälde „Efulgence“ dem prominenten Vertreter des „Abstrakten Expressionismus“ angenähert und einen Hingucker produziert, für den nur ein bestauflösender „4K-Bildschirm“ in Frage kam.
Die Galeristin oder der Galerist kann auch in technischen Fragen weiterhelfen, denn Film- und Videoarbeiten werden – Installationen ausgenommen – in der Regel ohne Hardware verkauft. Sie können auch das angemessene oder vom Künstler geforderte Gerät empfehlen. Olaf Stüber zufolge, der in Berlin Editionen zu seiner Veranstaltungsreihe „Videoart at Midnight“ verlegt, wird man jedoch allein aus Garantiegründen den Verkauf der Hardware lieber einem Spezialisten überlassen.

Ein Pluspunkt für das Sammelgebiet ist die auch finanzielle Erreichbarkeit selbst historischer Werke. Zugegeben: Die Zahl der Anbieter ist sehr überschaubar, es gibt keinen Sekundärmarkt und der Auktionsmarkt spielt kaum eine Rolle. Doch im Handel wie etwa bei Anita Beckers findet man frühe Videos in limitierter Auflage von Peter Weibel und Annegret Soltau schon im Preisspektrum zwischen 6000 und 15.000 Euro.
Bewusst unlimitierte Arbeiten vieler legendärer Videokünstler der ersten Stunde wie etwa von Klaus vom Bruch oder von Ulrike Rosenbach sind bereits für 1000 Euro bei der Stiftung IMAI in Düsseldorf zu bekommen.

Olaf Stüber würde einem unerfahrenen Sammler raten, eher Künstler seiner Generation oder jünger zu sammeln. Die Preise für seine „Videoart at Midnight Editionen“ beginnen bereits ab 860 Euro. Mit enthalten sind eine Box, in der sich ein Datenträger (Festplatte) mit der Videodatei befindet, sowie ein Zertifikat, das dem Käufer unter anderem das Recht einräumt, das Werk zu Archivzwecken auf ein anderes Medium, in die die Cloud oder einen Server zu übertragen und es sogar in der Öffentlichkeit zu zeigen. Solche Aspekte sind insbesondere für institutionelle Sammlungen essenziell.
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