Gastkommentar: Das Verbot von Fracking in Deutschland gehört auf den Prüfstand

Andreas Pinkwart (FDP) ist noch Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der Beginn des brutalen Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine wurde zu Recht als Zäsur empfunden. Das unvorstellbare menschliche Leid, das damit verbunden ist, hat zu einer großen internationalen Solidarität und einer breit getragenen Sanktionierung Russlands geführt.
Damit verbunden ist in Deutschland auch eine sicherheits- und energiepolitische Zäsur, der Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Begriff der „Zeitenwende“ einen angemessen tiefgreifenden Charakter zugeschrieben hat.
Im Jahr 2021 bezog Deutschland 55 Prozent des Erdgases, 35 Prozent des Erdöls und 50 Prozent der Steinkohle aus Russland. Eine radikale Umkehr – von der überragenden Abhängigkeit von russischen Energieimporten hin zur Diversifikation der Lieferländer und Energieträger – erfordert zwingend den Verzicht auf jegliche Denkverbote. Einer Zäsur oder Zeitenwende mit unveränderten Abwehrhaltungen zu begegnen ist ein Ausdruck von Ignoranz, die wir uns moralisch und wirtschaftlich nicht leisten können.
Moderne Technik mindert die Umweltrisiken von Fracking
Angesichts der unsicheren und dynamischen Lage und einer russischen Führung, die nicht mit Drohungen spart, zwingen die unzureichenden Speicherstände beim Gas zu konkreten Drosselungsszenarien – mit allen einzukalkulierenden Konsequenzen für unseren heimischen Industriestandort. Die vergangene Woche ausgerufene Alarmstufe im Notfallplan Gas sollte jedem die Dramatik der Krise bewusst gemacht haben.





