Gastkommentar – Homo oeconomicus: Teamboni können nachweislich Gewinn und Umsatz steigern

Das Bewusstsein für die Bedeutung der Zusammenarbeit kann durch Anreize erhöht werden.
Die Zusammenarbeit in Teams ist nicht immer ganz problemlos. Sogenannte Trittbrettfahrer gefährden den Teamerfolg mit der Haltung, den eigenen Arbeitseinsatz eher gering zu halten – im Vertrauen, dass die anderen Teammitglieder sich umso mehr anstrengen.
Das gilt in Fußballteams – wo nicht immer alle elf Teammitglieder gleichermaßen bereit sind, weite Wege zu machen, um die Fehler von anderen auszubügeln – genauso wie in Unternehmen. Da Teamarbeit in Unternehmen es erschwert, den Beitrag jedes Einzelnen genau zu messen, helfen hier individuelle Bonuszahlungen oft wenig. Wie ich in meiner letzten Kolumne ausgeführt habe, können sie sogar die Produktivität senken.
Ein Teambonus kann hier helfen. Dieser wird ausbezahlt, wenn das Team als Ganzes ein bestimmtes Ziel erreicht. Dass das selbst unter harten Marktbedingungen funktionieren kann, haben Guido Friebel, Matthias Heinz, Miriam Krüger und Nik Zubanov in einer Publikation im „American Economic Review“ gezeigt. Die Autoren untersuchten die Einführung eines Teambonus in Filialen einer Bäckereikette, die durch den Markteintritt von Backshops in den Filialen von Aldi und Lidl unter starken Wettbewerbsdruck geraten war.
Die Kette teilte in Zusammenarbeit mit dem Ökonomenteam ihre fast 200 Filialen zufällig in zwei Gruppen auf. In der ersten Gruppe wurde bei der Überschreitung des monatlichen Umsatzziels ein Bonus an das gesamte Filialteam bezahlt, gestaffelt nach der Höhe der Überschreitung.

Matthias Sutter ist Direktor am Max-Planck-Institut Bonn und Autor von „Der menschliche Faktor oder worauf es im Berufsleben ankommt“.
Unabhängig von der Funktion etwa als Filialleiterin oder Kassierer bekamen alle den gleichen Anteil daran, proportional zur Arbeitszeit. Die zweite Gruppe fungierte als Kontrollgruppe ohne Teambonus, um den Effekt der Einführung des Teambonus messen zu können.
Die Auswirkungen waren ausgeprägt. Der Teambonus machte sich für das Unternehmen sehr bezahlt. Für jeden Euro, der als Teambonus ausbezahlt wurde, erhöhte sich der Filialumsatz um 3,80 Euro und der Gewinn um 2,10 Euro.
Aber das Experiment förderte nicht nur zutage, dass der Teambonus funktioniert, sondern auch, auf welche Weise er funktioniert. Größere Arbeitsplatzzufriedenheit oder Freundlichkeit gegenüber Kunden waren nicht ausschlaggebend. Das ergaben Befragungen und verdeckte Einkäufe.
Die Beschäftigten kooperierten im Team besser
Die höhere Produktivität war vielmehr auf eine bessere Abstimmung der Arbeitsprozesse zurückzuführen. Die Beschäftigten hoben offenbar Optimierungspotenziale, die sie vorher ignoriert hatten.

Beispielsweise wurden die Kaffeemaschine oder der Ofen häufiger zu Zeiten geringer Nachfrage gereinigt, um dann bei größerem Andrang die Kundinnen rascher ohne Unterbrechungen bedienen zu können.
In der Summe hatte der Teambonus eine kooperativere Haltung bei der Zusammenarbeit zur Folge, weil allen Teammitgliedern klarer wurde, dass sie an einem gemeinsamen Strang ziehen sollten, um Erfolg zu haben.
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