Asia Techonomics: Warum der digitale Yuan in China so wenig populär ist

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.
Berlin. Vor rund drei Jahren gelang China ein kleiner Coup: Als erste große Volkswirtschaft startete das Land 2020 seine eigene Digitalwährung, den sogenannten E-Yuan. Zunächst mit einem ersten Pilotprojekt in der südchinesischen Tech-Metropole Shenzhen, dann folgten weitere Städte wie Suzhou nahe Shanghai, Chengdu in Zentralchina und inzwischen auch die Hauptstadt Peking.
An immer mehr Geschäften, U-Bahn-Stationen und Geldautomaten sind seitdem kleine Hinweise mit dem Logo der neuen Digitalwährung zu sehen.
Die chinesische Regierung treibt die Entwicklung des neuen Zahlungsmittels, das das Bargeld in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt einmal komplett ersetzen soll, bereits seit 2014 voran. Doch von einem großen Durchbruch ist der E-Yuan noch weit entfernt, wie die neuesten Zahlen zeigen.
Demnach gab es laut dem ehemaligen Zentralbankchef Yi Gang bis Ende Juni mit dem digitalen Yuan zwar insgesamt Transaktionen im Wert von 1,8 Billionen Yuan, umgerechnet rund 231 Milliarden Euro. Das ist ein großer Sprung gegenüber dem Stand von August 2022, als es 100 Milliarden Yuan waren. Dennoch macht der E-Yuan nach Angaben der Notenbank gerade mal 0,16 Prozent des im Umlauf befindlichen Bargelds aus.
Dass nicht mehr Chinesen die Währung nutzen, liegt nicht daran, dass sie nicht digital zahlen wollen. Im Gegenteil: Wer in der Volksrepublik noch Bargeld nutzt, gilt als Exot.

Die chinesische Regierung treibt den Einsatz der Digitalwährung voran.
Allerdings sind die Mittel der Wahl die Dienste Wechat Pay und Alipay. Die chinesischen Bürger sind daran gewöhnt und nutzen diese „Super-Apps“ nicht nur zum Bezahlen, sondern auch für die Kommunikation, zum Konsum von Nachrichten, zum Einkaufen und vieles mehr. Vielen erschließt sich einfach nicht, warum sie stattdessen die digitale Währung des Staates nutzen sollen.
>> Lesen Sie hier: Report aus der Millionenmetropole Shenzhen – China testet seine Digitalwährung
Die Führung in Peking versucht mit Druck und Anreizen seit Jahren, die Digitalwährung unter das Volk zu bringen. So verteilte sie gratis E-Yuan, die in einem bestimmten Zeitraum ausgegeben werden mussten. Konzerne werden dazu angehalten, die Möglichkeit zur Nutzung einzurichten und zu bewerben.
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Inzwischen nehmen mehr als 20 Städte an Pilotprojekten teil. Zudem erhalten viele Bedienstete in staatlichen Betrieben einen Teil oder ihr komplettes Gehalt in der Digitalwährung ausgezahlt. Seit vergangenem Jahr ist die App für den E-Yuan in chinesischen App-Stores erhältlich.
Tatsächlich, so der ehemalige Zentralbankchef Yi Gang, wurden bereits 120 Millionen sogenannter E-Wallets geöffnet. Gemessen an den insgesamt 1,4 Milliarden Einwohnern ist das aber eine sehr geringe Zahl.
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