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Prüfers KolumneDie wahren Gründe der Playmobil-Krise

Wer spielt denn noch mit den kleinen Plastikfiguren? Und warum geht es Lego eigentlich besser? Unser Kolumnist hat mit dem Systemkampf im Spielzimmer so seine Erfahrungen gemacht.Tillmann Prüfer 11.05.2024 - 10:30 Uhr
Die Aufbauzeit für ein Spielzeug scheint die eigentliche Zeit zu sein, die entscheidend ist, meint Kolumnist Tillmann Prüfer. Foto: privat, getty

Ich musste lesen, dass das Unternehmen Playmobil mit massiven Umsatzrückgängen zu kämpfen hat. Im Geschäftsjahr 2022/23 sank der Umsatz um 17 Prozent auf 571 Millionen Euro, im Geschäftsjahr 2023/24 dann um weitere 14 Prozent auf 490 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

Bis 2018 war es immer nur bergauf gegangen, die Brandstätter-Gruppe war mit Playmobil zu einem der bedeutendsten Spielwarenhersteller der Welt aufgestiegen. Ich glaube, bei Kindern hatte es lange eigentlich nur die Frage gegeben, ob man Playmobil oder Lego spielte. 

Das war wie eine Systemfrage. Ob man eben lieber kleine Steinchen aufeinander steckte oder lieber mit größeren Figuren spielte. Offenbar scheint sich Lego besser etabliert zu haben.

Ich habe das Gefühl, bei Lego geht es immer darum, welchen sehr erfolgreichen Film man gerade nachspielt, ob „Harry Potter“ oder „Star Wars“.

Bei Lego sind es immer wieder Rekorde gewesen, aus wieviel tausend Steinchen ein neues Spielzeug bestehe. Damit hätte man mich als Kind nicht locken können. Aber heute scheint die Aufbauzeit für ein Spielzeug die eigentliche Zeit zu sein, die entscheidend ist. Es ist nämlich offenbar die Zeitspanne, in der sich die Väter mit dem Spielzeug beschäftigen können.

Bei Lego hat das dazu geführt, dass es große Baukästen gibt, die nur noch für Erwachsene konzipiert sind. Es gibt Lego-Sets, die haben mehr als 5000 Teile und kosten 4500 Euro. Für Lego ist es ein bedeutender Absatzmarkt, Eltern die Freiheitsstatue oder auch eine Schreibmaschine bauen zu lassen. Ich glaube, Kinder wüssten nicht einmal mehr, was eine Schreibmaschine sein soll.

Selbst bei vermeintlich schlichten Spielzeugen kann die Aufbauzeit auch für Eltern zur Herausforderung werden. Foto: dpa

Ich habe gelesen, dass sich Playmobil nun auch immer mehr an Erwachsene wendet. Bei Playmobil gab es auch schon Spielsysteme, die vor allem für Erwachsene sind, wie etwa das „Ghostbusters“-Set oder das Auto aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Um sich an „Zurück in die Zukunft“ überhaupt erinnern zu können, muss man ja schon etwas älter sein.

Ich glaube, in der gefühlten Aufbauzeit unterscheiden sich Lego und Playmobil nur noch unmerklich. Wer mal seinem Kind nur so etwas Schlichtes wie einen Pony-Reitstall von Playmobil geschenkt hat, hat damit ungefähr vier Stunden zu tun, bis der Kram überhaupt aufgebaut ist. Alles ist wahnsinnig kleinteilig, man muss jede Menge Ministicker passgenau auf winzige Flächen kleben, sodass sie nicht verrutschen. Wer bekommt das denn bitte hin?

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Wenn dann alles zusammensteckt und positioniert ist, gibt es einen idealen Zeitpunkt, an dem alles passt – und sobald das Spielzeug bespielt wird, ist es damit vorbei. Dann ist schon irgendein winziges Teil verlorengegangen, irgendein kleines Plastiketwas, und alles ist nicht mehr perfekt.

Und was machen eigentlich die Kinder, während Papa und Mama aufbauen? Wahrscheinlich scrollen sie Tiktok auf dem Smartphone.

Mehr: Nach mehr als 30 Prozent Umsatzrückgang: Playmobil-Hersteller setzt auf eine Strategie von Lego

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