Kommentar: Aus für Nikki Haley – Die Enttäuschten werden die US-Präsidentschaftswahlen entscheiden


Der Ausstieg der Republikanerin Nikki Haley aus dem Präsidentschaftsrennen war eine Frage der Zeit und des Geldes. Der Super Tuesday, bei dem in der Nacht auf Mittwoch 15 US-Bundesstaaten auf einmal Vorwahlen abhielten, war der letzte Beweis für Donald Trumps Dominanz an der republikanischen Basis. Haley ist als moderate Alternative und als Mahnmal des Generationswechsels angetreten, aber gegen Trumps Übermacht hatte sie keine Chance.
Doch wo werden sie hinwandern, die Haley-Anhänger, von denen nicht wenige „Never Trumper“ sind? Haley holte um die zwölf bis zwanzig Prozent im konservativen Süden und bis zu 40 Prozent in linkeren Küstenstaaten. Überall gibt es ein Reservoir an Republikanern, die Trump nicht erneut als Präsidentschaftskandidaten sehen wollen – obwohl ihm die Kandidatur kaum noch zu nehmen ist.
Vieles deutet darauf hin, dass diese Menschen entweder am 5. November enttäuscht zu Hause bleiben oder sich Drittparteien und unabhängigen Kandidaten zuwenden. Denn auch Amtsinhaber Joe Biden schafft es derzeit nicht, echte Begeisterung zu wecken und Teile der amerikanischen Mitte zu sich zu ziehen.

Schon wieder Biden gegen Trump – unsere Reporterin hat mit Wählern in North Carolina gesprochen
Im Grunde hat Biden dasselbe Problem wie Trump: Beide können ihre Kernwähler überzeugen, aber zumindest im Moment keine neuen Gruppen erschließen. Dabei werden es genau diese Nicht-Stammwähler sein, die bei den Präsidentschaftswahlen im November den Ausschlag geben.
Sogenannte „unaffiliated voters“, die sich keiner der beiden Hauptparteien zugehörig fühlen, sind in Swing-Staaten wie North Carolina die am schnellsten wachsende Gruppe. Der Haken dabei: Genau diese „Ich weiß es nicht“-Wähler neigen zur Lethargie und bleiben gern mal am Wahltag zu Hause. Deshalb werden die Enttäuschten, die Frustrierten und die Nichtwähler die US-Präsidentschaftswahlen entscheiden.
Der Schlüssel zur Macht


Wer sich nirgendwo mehr vertreten fühlt, wer Biden zu uninspirierend und Trump zu brutal findet, hält den Schlüssel zur Macht in der Hand. Im Mittelpunkt dieses Wahlkampfs steht nicht die Frage, wer überzeugender ist, sondern, wer die Verluste möglichst klein halten kann.
Die Wiederauflage des Rennens zwischen Trump und Biden fühlt sich für einen Großteil der Amerikaner an, als würden sie einen Kinofilm sehen, den sie beim ersten Mal schon öde fanden. Das ist für die älteste Demokratie der Welt ziemlich blamabel.
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