Kommentar: Deutsche Bahn und Google: Gegen den Klub der Monopole haben Start-ups keine Chance

Statt mit Omio arbeitet die Bahn lieber mit Google zusammen.
Die Wut bei den Start-ups ist nachvollziehbar. Seit Jahren ringen deutsche Gründer mit der Deutschen Bahn um Echtzeit-Informationen. Jetzt gibt der Staatskonzern Daten zu Verspätungen und Gleisänderungen endlich heraus – und zwar ausgerechnet an Google. Künftig können Nutzer des Kartendienstes Google Maps sehen, ob sie Anschlüsse erwischen und welche Alternativen es gibt.
Was noch niemand sagt, aber jeder wissen muss: Das könnte Reiseplanungs-Start-ups wie Omio den Todesstoß versetzen. Wenn es so kommt, macht sich die Bahn mitschuldig am nächsten Sieg eines US-Konzerns über die deutsche Start-up-Szene. Das macht bei dem Staatskonzern besonders ratlos.
Seit Jahren ist Google das gefährlichste Unternehmen für vielversprechende Reise-Start-ups. Immer stärker drängt es in spezielle Suchanfragen zu touristischen Angeboten. Dabei helfen die riesige Marktmacht als etablierte Startseite zum Internet – und das Versagen der Behörden.
Kartellbeschwerden wurden zwar angestrengt. Aber die Aufsicht versagt wegen der Entwicklungsgeschwindigkeit des Internets.
Die Vorarbeit der Start-ups hilft Google sogar bei der schnellen Markteroberung: Getyourguide und Hometogo etwa haben bei Freizeitparks und Ferienhausbesitzern Digitalisierungshilfe geleistet. Und Google kann manche ihrer gesammelten Daten sogar direkt abgreifen. Bei Omio könnte es ähnlich kommen.
Grenzenlos reisen? Nicht mit der Deutschen Bahn
Das Portal bietet Reiseplanung und Buchung an. Es hilft vor allem Reisenden, die Grenzen überqueren und Verkehrsanbieter kombinieren müssen, die sie nicht kennen. In Deutschland ist der digitale Reisespaß allerdings getrübt, weil die Deutsche Bahn nicht mitmachen wollte.
Reisende in Deutschland sollen sich die DB-Navigator-App herunterladen – da war alles Werben für Innovationen vergebens. Aber zumindest an den Grenzen sind viele Nutzer dann nicht nur in andere Bahnen, sondern auch auf eine andere App umgestiegen. Und auch das könnte jetzt vorbei sein.
Omio kämpft jetzt gegen zwei Apps, die sowieso schon jeder nutzt oder nutzen muss: DB-Navigator und Google Maps. Denn Google wird künftig die einzige Plattform sein, mit der Reisende zuverlässig ihre Routen von Malmö bis Hamburg und von München nach Florenz planen können.




Die zwei mächtigsten Unternehmen im Markt haben sich vereint und die Start-ups bewusst ausgeschlossen. Die Entscheidung ist wirtschaftlich nachvollziehbar.
Aber sie schreit umso mehr nach Regulierung. Auch auf diesem Markt entscheidet nicht die Innovationskraft, sondern die Macht der Etablierten.
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