Morning Briefing: Börsen auf Rekordniveau – wo kann ich jetzt noch investieren?

Zölle: Trumps neue Pläne gegen Europa / Ukraine-Verhandlungen: Europas hilflose Reaktionen
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
zweite Runde im Handelsstreit: Nach den weltweiten Zöllen auf Stahl und Aluminium unterzeichnete Donald Trump am Donnerstag ein Memorandum, mit dem Plan, anderen Nationen „gegenseitige Zölle“ aufzuerlegen. Trump erläuterte bei einer Pressekonferenz im Oval Office:
Trump sagte, er erwäge, Autos und andere Produkte aus Ländern der EU mit Zöllen zu belegen. Die neuen Regulierungen sollen nicht sofort in Kraft treten, sondern erst nach einer „kurzfristigen“ Prüfung. Wie hoch die Zölle genau ausfallen könnten, ließ er offen. Klar scheint, dass sie nicht für ganze Handelsblocks wie die EU gelten sollen, sondern für jedes Land einzeln – gemäß der Devise „Teile und herrsche“.
Trump will die Gegenzölle nicht nur dann gegen andere Länder einführen, wenn diese höhere Zölle erheben als die USA. Vielmehr sollen auch sogenannte nicht-tarifäre Handelshemmnisse miteinbezogen werden, darunter „unfaire“ Subventionen, Regulierungen, Mehrwertsteuer-Sätze und Wechselkurse. Auf die Frage nach dem Zeitplan für die Umsetzung nannte der designierten US-Wirtschaftsminister Howard Lutnick den 2. April.
Treffen USA-Russland bereits heute in München?
Nicht nur in Sachen Zöllen traktiert der US-Präsident derzeit die Schmerzpunkte der Europäer, sondern auch in der Ukrainepolitik. Die europäischen Regierungen haben mit deutlicher Ablehnung auf Trumps Verhandlungsangebot und die Zugeständnisse an den russischen Präsidenten Wladimir Putin reagiert. Laut Trump wollen sich hochrangige Unterhändler aus den USA und Russland bereits heute am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gesprächen treffen. Die Ukraine sei ebenfalls dazu eingeladen.

Lettlands Außenministerin Baiba Braže sagte im Interview mit dem Handelsblatt:
Laut Bundeskanzler Olaf Scholz müssen die Europäer darauf bestehen, „dass die Ukraine nicht alleine gelassen wird“. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Polens, Italiens, Spaniens und Großbritanniens haben der Ukraine in einer Erklärung ihre anhaltende Unterstützung versichert.
Besäßen solche Unterstützungsadressen einen militärischen Wert, vermutlich hätte Moskau angesichts der schieren Materialmacht des Feindes längst kapituliert. So jedoch läuft es auf das Szenario heraus, das Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu skizziert:

Aber woher sollten die Europäer plötzlich eine Stärke nehmen, zu der sie in drei Jahren Ukrainekrieg nicht gefunden haben?
Welche Aktien sich jetzt noch lohnen
Im noch jungen Jahr hat der Dax bereits 16 Rekordmarken verzeichnet, die letzte erst gestern. Und auch die meisten anderen Börsenindizes notieren nahe dem Allzeithoch. Schön, wenn man als Aktionär bereits dabei ist. Schwierig, wenn man jetzt noch einsteigen oder nachkaufen will.
Da hilft nur Gründlichkeit. Also haben Handelsblatt-Geldanlagechef Andreas Neuhaus, Aktienzar Ulf Sommer und Numbercruncherin Cornelia Zoglauer vom Handelsblatt Research Institute den Bloomberg-Terminal in den roten Drehzahlbereich gejagt und für unsere Titelstory über 1000 Aktien weltweit durchanalysiert.
Herausgekommen sind 15 Empfehlungen in drei Kategorien:
In die letzte Kategorie gehört zum Beispiel der US-Zahlungsdienstleister Global Payments, der stark vom Trend zum Onlinehandel während der Corona-Pandemie profitieren konnte. Ähnlich wie bei anderen Corona-Gewinnern folgte aber eine scharfe Korrektur, der Kurs fiel um fast 60 Prozent. Dementsprechend günstig ist die Aktie mittlerweile. Doch die Substanz ist gesund: 2024 dürfte der Nettogewinn pro Aktie den Prognosen zufolge um elf bis zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein.
Auf Basis der für 2025 erwarteten Gewinne beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis knapp neun – der US-Konkurrent Paypal ist doppelt so hoch bewertet.
Allensbach sieht FDP im Bundestag
Eine Allensbach-Umfrage sieht die FDP erstmal seit vielen Monaten wieder bei fünf Prozent und damit knapp im kommenden Bundestag vertreten. Auch die Linke schafft es demnach mit sechs Prozent ins Parlament, nicht aber das BSW mit vier Prozent.
Die Union kommt bei Allensbach auf 32 Prozent, die AfD auf 20, die SPD auf 15 und die Grünen landen bei 13 Prozent. Demnach hätte schwarz-rot eine Mehrheit der Mandate.
Anschlag in München
Solingen, Aschaffenburg, Magdeburg und jetzt München: In der bayerischen Landeshauptstadt ist gestern ein Mann bei einer Gewerkschaftsdemonstration mit seinem Auto in die Menschenmenge gerast. 30 Menschen wurden verletzt, viele schwer.
Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte Afghane, der das Auto gesteuert hat, einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig“, sagte Herrmann am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur in München. Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war.
Zum Tatmotiv gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Aber eines erscheine doch ziemlich klar, kommentiert Handelsblatt-Politikchefin Leila Al-Serori: Offenbar fehle es an der nötigen Konsequenz, um solche Taten zu verhindern.
Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Valentinstag.
Herzliche Grüße,






Ihr
Christian Rickens
Textchef Handelsblatt





