Morning Briefing: Endlich eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft

Jammern verboten: Die Dax-Unternehmen verzeichnen ein Gewinnplus
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht sind einige von Ihnen mit Marvin vertraut, dem chronisch pessimistischen Roboter aus Douglas Adams' Science-Fiction Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“. Seine Rolle ist es, alles furchtbar zu finden und in jeder Situation darauf hinzuweisen, dass ohnehin alles schiefgehen wird und es danach noch schlimmer kommt.
Seit einiger Zeit kommt es mir so vor, als habe Marvin die Kommentierung der deutschen Wirtschaft übernommen. Konjunkturflaute, Deindustrialisierung, Standortsorgen… das sind nur einige Schlagworte im Kanon des Abgesangs.
Dabei kann die Realität so schlimm gar nicht sein, wie ein Blick auf die Gewinne der größten deutschen Unternehmen verrät. Berechnungen des Handelsblatt Research Institute zeigen zwar, dass die Dax-Konzerne im ersten Halbjahr unter dem Strich 12,6 Prozent weniger Nettogewinn eingefahren haben als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.
Doch das Gewinnminus liegt an einem großen Sondereffekt. Im Vorjahreszeitraum hatte die Deutsche Telekom zwölf Milliarden Euro aus dem Verkauf ihres Funkturmgeschäfts verbucht. Ohne diesen Einmalerlös steht ein Gewinnplus von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Henrik Ahlers, Deutschlandchef der Unternehmensberatung EY sagt dazu: „Viele deutsche Topkonzerne sind weltweit sehr stark aufgestellt, und einige ausländische Märkte bieten noch Wachstumschancen.“
Diverse Unternehmen hätten zudem in den vergangenen Jahren in die Modernisierung ihrer Geschäftsmodelle und ein wettbewerbsfähiges Produktportfolio investiert. Wenn das mal keine guten Nachrichten sind.

Und weil es so schön war, möchte ich Ihnen nach dieser guten Nachricht noch eine weitere gute Nachricht präsentieren. Die Inflation in den USA ist im Juli auf den tiefsten Stand seit März 2021 gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent gestiegen – und damit weniger stark als erwartet. „Die Märkte atmen auf“, sagte John Kerschner, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Janus Henderson.
Die gute Stimmung rührt auch daher, dass Anleger mit diesen Zahlen auf eine Senkung des Leitzinses im September hoffen dürfen. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte diesen Schritt in Aussicht gestellt, wollte sich jedoch nicht zu früh festlegen.
An der Wall Street wird jetzt schon darüber diskutiert, ob die Fed die Zinsen regulär um 0,25 Prozentpunkte senken sollte oder gleich um 0,5 Prozentpunkte. Doch um die Euphorie noch ein wenig zu bremsen, gibt es auch einen Indikator, der Sorgen bereitet. Denn im Vergleich zum Vormonat sind die Preise im Juli leicht gestiegen. Zu früh freuen sollten sich die Märkte deshalb also nicht.
Von der Aussicht auf Zinssenkungen in den USA profitieren auch andere Teile der Welt, insbesondere Schwellenländer. Experten des Vermögensverwalters Lazard betonen, dass Zinssenkungen durch die US-Notenbank „ein günstigeres Umfeld für Aktien aus Schwellenländern schaffen, da die Stärke des US-Dollars potenziell nachlässt“. Die Rechnung lautet, dass Aktien mit hohem Risiko zuletzt unattraktiver geworden waren, da sich das Geld auch renditeträchtig in risikoärmeren Gegenden anlegen ließ.
Doch mit den anstehenden Zinssenkungen könnte sich diese Rechnung umkehren. Profitieren dürften dann Länder wie Mexiko, die Türkei, Südafrika oder Brasilien. Schon in den vergangenen zwei Monaten hatten die Aktienmärkte der Schwellenländer hohe Zuflüsse verbucht.

Es ist ein großes Dilemma: Einerseits werden Batterieantriebe etwa für Elektroautos aus Klimaschutzgründen gefördert, andererseits kann der nötige Lithiumabbau zu massiven Umweltschäden führen. Ein Dilemma, vor dem Serbien und die EU momentan stehen, da sie eine Absichtserklärung für die Ausbeutung der Lithiumvorkommen in der serbischen Region Mačva unterzeichnet haben.
Eine potenziell wichtige Kooperation vor allem für die EU, die unabhängiger von Rohstoffimporten aus China werden möchte. Doch in Serbien protestieren Zehntausende gegen die geplante Mine – wegen massiver Umweltbedenken.
Stellen Sie sich vor, es ist Landtagswahl und der Kanzler, der in diesem Bundesland seinen Wahlkreis hat, ist für den Wahlkampf nicht willkommen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verzichtet lieber auf Unterstützung aus der Bundespolitik. Auf die Frage, ob er gemeinsame Wahlkampfauftritte mit seinem Genossen Olaf Scholz (SPD) plane, der in Potsdam sein Bundestagsmandat holte, antwortete Woidke im Handelsblatt-Interview schlicht: „Nein.“
Woidke hat Scholz nicht zu Unrecht ausgeladen. Wenn er am 22. September eine Chance haben will, sollte sich der Ministerpräsident nicht zu oft mit seinem Kanzler zeigen. Denn persönlich hat Woidke hohe Beliebtheitswerte – die seiner Partei hingegen sind schwach. „Die Bundespolitik gibt uns nicht wirklich Rückenwind“, klagt Woidke, der bei einer Niederlage gegen die AfD persönliche Konsequenzen ziehen will. Zur Rechtsaußenpartei sagt er:
„In der AfD sind Extremisten am Werk, die kein Interesse daran haben, dass sich die Dinge in Deutschland gut entwickeln und es den Menschen besser geht“.
Die AfD sei eine Gefahr für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität. Toleranz und Weltoffenheit seien die wichtigsten Grundlagen einer weiteren guten Entwicklung in seinem Bundesland.

Zum Abschluss noch ein Blick auf einen kuriosen Auswuchs moderner Technologien, der Anwohnern in Kalifornien schlaflose Nächte bereitet. Auf einem Parkplatz in San Francisco versammeln sich jede Nacht die selbstfahrenden Taxen der Firma Waymo. Sie sollen dort parken, solange sie keine Kundschaft haben.
Doch wie das manchmal so ist, wenn sich Arbeitskollegen treffen, die gerade nichts zu tun haben – begannen auch die selbstfahrenden Autos miteinander ein Pläuschchen zu halten. So zumindest schien es nichtsahnenden Zuschauern von außen. Denn die Autos begannen mitten in der Nacht, sich gegenseitig anzuhupen.






Alphabet, dem die Taxifirma gehört, erklärte, es handle sich um ein Update, bei dem die Autos hupen, wenn ein anderes Auto vor ihnen rückwärts fährt. Ich glaube ja eher, dass es den selbstfahrenden Taxen langweilig wurde und sie sich über ihren Arbeitstag austauschen wollten. Es würde mich nicht wundern, wenn sie als Nächstes zusammen Zigaretten rauchen und dabei einen Betriebsrat gründen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, an dem Sie nicht von einer autonomen Maschine gestört werden.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt





